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August 2019 - Bericht Aller-Zeitung: Ein Stadtspaziergang für Demenz-Erkrankte

Gifhorn: Kümmern und So will Betroffenen und Angehörigen Teilnahme am Alltag ermöglichen

Von Thorsten Behrens

2019 09 AZ StadtspaziergangGifhorn. Ein Spaziergang für Demenz-Erkrankte durch Gifhorn mit Daten zur Stadtgeschichte? „Es geht nicht darum, dass die Teilnehmer etwas lernen, sondern darum, etwas mit ihnen zu unternehmen“, erklären Antje Schmidt und Bettina Welminski vom Seniorendienst Kümmern und So. Der bot jetzt zum vierten Mal einen solchen Stadtspaziergang an – mit Erfolg und als Bestandteil der gerade im Landkreis Gifhorn laufenden Woche der Demenz.

Stadtführerin Marie-Louise Fischer begrüßt die 14 Teilnehmer - vor allem Mitglieder der Betreuungsgruppe des Seniorendienstes – am Mehrgenerationenhaus im Georgshof. Hier befand sich früher ein mittelalterlicher landwirtschaftlicher Betrieb, erzählt sie. Da konnte es den Gifhornern passieren, dass sie plötzlich über den Zaun hinweg ein Pferd ansah. Wann das war? Das Datum spielt für die Teilnehmer keine Rolle, aber das Bild hinter dem Satz verstehen auch die Demenz-Erkrankten. „Ich glaube, dass durch solche Aktionen und Sätze schöne Erinnerungen wieder aufleben“, sagt Bettina Welminski.

Ein paar Fakten gibt es dann aber doch von Stadtführerin Marie Louise Fischer, die das Angebot zusammen mit Marlies Dux begleitet. Gifhorn habe aktuell 42 364 Einwohner, sei 105 Quadratkilometer groß. Und der Name setzt sich aus Gif – für Gabel von Ise und Aller – sowie Horn – für Landzunge zwischen Ise und Aller – zusammen. Diese Daten sind für die Angehörigen der Demenz-Erkrankten gedacht. „Von denen haben wir sehr positive Rückmeldungen. Es gibt sogar Angehörige, die weiter zu den Spaziergängen kommen, wenn die Erkrankten selbst schon verstorben sind2, verrät Antje Schmidt.

Vom Georgshof geht es weiter in den Steinweg in Richtung Marktplatz und am Kavalierhaus entlang zum Schloss. Auf den Schlosswiesen stehen unter einem Baum einige Stühle – die sind für die Teilnehmer des Spazierganges gedacht. Eine kleine Pause im Grünen auf halbem Weg, denn dann geht es zurück in das Mehrgenerationenhaus im Georgshof zum gemeinsamen Mittagessen. Das gemeinsame Essen setzt übrigens immer den Schlusspunkt der jährliche stattfindenden Aktion, die Touren aber haben jedes Mal ein anderes Ziel.

So wurde schon das Kavalierhaus besucht, in der St. Nicolaikirche gab es Orgeltöne zu hören.

„uns sind kurze Wege wichtig, damit auch Rollstuhlfahrer und Nutzer von Rollatoren dabei sein können“, so Antje Schmidt. „dabei sein können“ ist überhaupt das Stichwort zur Aktion. Denn darum geht es, die Demenz-Erkrankten sollen „dabei sein können“, sollen Dinge mitmachen, die andere Menschen auch machen. „Wir wollen es Betroffenen und Angehörigen ermöglichen, dazu zu gehören.“

Diese besonderen Spaziergänge, die von dem Seniorendienst in Kooperation mit dem Landkreis Gifhorn, der Alzheimer-Gesellschaft sowie dem Mehrgenerationenhaus Omnibus im Rahmen der lokalen Allianz für Menschen mit Demenz angeboten werden, sind übrigens auch für andere Interessierte offen. Die Teilnahme kostet nichts, nur das gemeinsame Mittagessen muss selbst bezahlt werden. Den nächsten Termin gibt es und Anmeldungen sind möglich unter Tel. (05371) 6 18 00 59 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 


Quelle: Aller-Zeitung vom xx.08.2019
Text / Foto: Thorsten Behrens